Buchvorstellung: Schuld, die nicht vergeht

Den letzten NS-Verbrechern auf der Spur
Rezensionsexemplar
Autor: Kurt Schrimm
Seitenanzahl: 400 Seiten
Erschienen: Oktober 2017
Einband: gebunden
Preis: 22,00 € [D]
ISBN: 978-3453201194

Cover
Das Cover zeigt einen NS-Verbrecher, der abgeführt wird.
Der Autor
Kurt Schrimm wurde 1949 in Stuttgart geboren, studierte Rechtswissenschaften und war seit 1979 im Justizdienst des Landes tätig, zunächst als Staatsanwalt in Stuttgart. Ab 1982 war er im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart für Verfahren wegen Mordes im Zusammenhang mit nationalsozialistischen Gewaltverbrechen zuständig. Ende September 2000 wurde ihm die Leitung der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg übertragen. Kurt Schrimm, inzwischen im Ruhestand, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er wurde mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

Klappentext
»Gerechtigkeit gibt es nicht - wir können nur versuchen, noch so viele wie möglich zu kriegen.«
Ohne sie wäre das Vernichtungssystem nicht möglich gewesen: die KZ-Aufseher, Wachleute, Buchhalter, Helfer ― die kleinen Rädchen im großen Mordgetriebe.
Ohne ihn wären sie nie zur Verantwortung gezogen worden: Kurt Schrimm, Staatsanwalt und langjähriger Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen. Sein halbes Leben hat er der Aufgabe gewidmet, NS-Verbrecher wie Josef Schwammberger, Alfons Götzfrid oder John Demjanjuk vor Gericht zu bringen.
Jetzt berichtet Schrimm, wie er den Tätern auf die Spur kam, und erzählt von den bewegenden Begegnungen mit KZ-Überlebenden, die er als Zeugen befragt hat. Und es wird unabweislich klar, warum es auch über 70 Jahre nach dem Ende des NS-Staats notwendig ist, jeden einzelnen dieser Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Zum Inhalt
Insgesamt beinhaltet das Buch 9 Kapitel, wovon sich 8 um NS-Verbrechen und NS-Verbrecher drehen. So werden hier u.a. Parallelen zu den Ermittlungsmethoden früher und heute gezogen. Wobei die Ermittlungsergebnisse der früheren Zeit nicht geschmälert werden.  In Kapitel 4 werden z.B. die größten Erfolge in Sachen Naziverbrecher-Verfolgungen erörtert. Darunter der Menschenverachtende John Demjanjuk. Er soll verantwortlich gewesen sein für mehrere tausend Morde. U.a. war er im Lager Sabibor „tätig“. Gerade dieser Fall zeigt deutlich, mit welchen Schwierigkeiten die Justiz oftmals zu tun hat. Sie stößt bei Recherchen an viele Grenzen, die ihnen auch oft von Seiten anderer Behörden gesetzt werden. Aber auch Kritik daran, wie die Arbeit gemacht wird ist oft ein Punkt, bei dem die Meinungen auseinander gehen.
Die Schwierigkeiten liegen jedoch oft in der Tatsache begründet, dass die Verbrechen 70 Jahre und länger zurückliegen. Augenzeugen, Opfer und Betroffene sind oft bereits tot oder so schwer krank und dement, dass keine vernünftigen und aussagekräftigen Beweise mehr zusammengetragen werden können. Damit ist eine Anklage oftmals fast unmöglich. Trotzdem geben die „Nazi-Jäger“ niemals auf!

Meine Meinung
Auf der Grundlage, dass „Mord nie verjährt“ finde ich, dass dies eine große und herausragende Arbeit ist, die diese „Nazi-Jäger“, an den Tag legen. In diesem Buch wird eindringlich erklärt, warum die Verfolgung dieser Verbrecher so lange dauert. Bedenkt man, dass die Kapitulation Deutschlands bereits 70 Jahre her ist, finde ich es bemerkenswert, dass es immer noch Menschen gibt, die nicht aufgeben.
Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, ist das hier auf die sogn. „zweite und dritte“ Reihe der NS-Verbrecher eingegangen wird.
Diese empfanden sich „lediglich“ als Befehlsempfänger ohne Spielraum. Die lediglich ihr eigenes Leben retten wollten. Doch seien wir mal ehrlich: Waren nicht auch all die anderen Nazigrößen „Befehlsempfänger“ von Hitler? Wie aus vielen Zeitdokumenten zu ersehen ist, wurde u.a. 1938 Göring bereits mit der „Gesamtlösung der Judenfrage“ beauftragt. Und somit sind auch „Befehlsempfänger“ nichts anders als eiskalte Mörder!
Interessant fand ich auch, wie schwierig sich das Auffinden dieser NS-Verbrecher gestaltet. Viele sind bereits tot oder leben unter falscher Identität im Ausland. Oft gibt es dort, wo diese leben, kein Auslieferungsabkommen, was das Ganze noch zusätzlich erschwert. Und nicht zuletzt kommen noch eigene Gesetze ins Spiel, die vieles erschweren.
Und trotz dieser ganzen Schwierigkeiten finde ich es bemerkenswert, dass es Menschen gibt, die nicht aufgeben und weiter nach solchen Verbrechern suchen.

Fazit
Das Buch ist spannend geschrieben und ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen. Ich war erschüttert, von den Verbrechen und mit welchen menschenverachtenden Handlungsweisen die Drahtzieher und „Vollstrecker“ an ihre „Arbeit“ gegangen sind. Es ist wichtig, nicht nur für uns deutsche, dass diese Verbrechen gesühnt werden. Leider zeigt die neuere Geschichte, dass sich solche menschenverachtenden Handlungsweisen auch auf andere Länder erstrecken. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass Menschen gegenüber unterlegenen gerne ihre Macht zeigen und ausüben, wie jüngst in der Ukraine zu sehen ist.
Rezensionsexemplar
Alle hier verwendeten Bilder und Texte wurden von mir gemacht und unterliegen meinem Copyright! Sie dürfen ohne meine ausdrückliche Einwilligung nicht genutzt werden. Bilder des Verlages unterliegen dessen Copyright und werden von mir separat gekennzeichnet. Sie wurden mit Erlaubnis der Rechteinhaber veröffentlicht. Der obenstehende Text beruht auf meiner persönlichen und ehrlichen Erfahrung mit dem Produkt.
Jeder Mensch empfindet unterschiedlich und deshalb gibt es keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit!

Kommentare

  1. Hört sich sehr interessant an, und ja waren sie alle. Wobei ich finde das sogar auch noch in eine andere Richtung ermittelt werden müsste. Sich selbst verteidigen ist ein Überlebenswille aber das war es bei bestimmten Menschen schon nicht mehr. Die Leute ausfindig zu machen war unter Garantie nicht einfach. Wobei ich glaube das es heute durch die Möglichkeiten doch schneller gehen kann.

    Selbst hier auf den Inseln werden international gesuchte Verbrecher durch die Zusammenarbeit und Mediengestaltung heutezutage doch dingfest gemacht. Früher hat man wohl gesagt: "Hier kann man sich gut verstecken", aber das ist nicht mehr so einfach.

    Ich finde auch das Verbrechen gesühnt werden müssen, aber so wie in D. müssten die Strafen oftmals viel härter sein.

    Liebe Grüsse

    Nova

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und der
Datenschutzerklärung von Google